Appell

Der syrische Bürgerkrieg hat bereits über 191 000 Menschenleben gefordert und die größte Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst: Insgesamt sind 9,5 Millionen Menschen auf der Flucht, davon 6,5 Millionen Binnenflüchtlinge sowie rund 3 Millionen im Libanon, in Jordanien, in der Türkei, im Irak und in Ägypten. Der jungen Generation, die in diesen Flüchtlingslagern oder anderen provisorischen Unterbringungen aufwächst, wird einmal die Aufgabe zufallen, das vollkommen zerstörte Land wieder aufzubauen.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), die Regierungen der Aufnahmeländer sowie verschiedene Hilfsorganisationen unternehmen in dieser schwierigen Situation enorme Anstrengungen, um die Grundbildung der Flüchtlingskinder zu organisieren. Doch Hochschulbildung können sie nicht anbieten: Für Zehntausende Studierende aus Syrien bedeutet die Flucht eine erzwungene Unterbrechung ihres Studiums auf unbestimmte Zeit – eine Situation, die sich ohne Hilfe von außen nicht ändern wird. Die Aufnahmeländer sind mit dieser Situation überfordert und brauchen Unterstützung. Europa hat bislang lediglich 3% der Flüchtlinge aufgenommen.

In dieser Situation forderte das UNHCR die Staatengemeinschaft unlängst „dringend dazu auf, weitere Vorschläge für Lösungen einzubringen, die den Betroffenen rasch und effizient Schutz durch Resettlement oder andere humanitäre Aufnahmeprogramme sichern“. Die nationalen Regierungen sollten eigene Programme für Flüchtlinge aus Syrien anbieten. Dabei nennt das UNHCR explizit die Möglichkeit der Stipendienvergabe.

In diesem Sinne appellieren wir hiermit eindringlich an das Auswärtige Amt, ein Stipendienprogramm einzurichten, das Studierenden aus Syrien, die in die oben genannten Staaten fliehen mussten, das Studium in Deutschland ermöglicht. Dieser Appell richtet sich auch an den DAAD, die wissenschaftlichen und politischen Stiftungen sowie die Hochschulen in Deutschland, die hinsichtlich der Finanzierung und Umsetzung entscheidende Unterstützung bei der Aufnahme der Studierenden leisten könnten.

Einige amerikanische Universitäten und akademische Institutionen sind hier bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und haben ein Stipendienprogramm ins Leben gerufen, das syrischen Studierenden auf der Flucht ein Studium und einen materiell und rechtlich gesicherten Aufenthaltsstatus in den USA ermöglicht. Durch ein solches Stipendienprogramm auch in Deutschland würde aktiver Flüchtlingsschutz und praktische humanitäre Hilfe für Studierende in einer existentiellen Notlage geleistet: Junge Menschen, die sonst womöglich die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer riskieren würden, um nach Europa zu gelangen, erhielten so die Möglichkeit, ihr Studium in einer sicheren Umgebung fortzuführen. Auf diese Weise würde Deutschland zudem schon jetzt nachhaltige Hilfe bei der Ausbildung von Fachkräften für den mittelfristigen Wiederaufbau Syriens leisten.